Wenn Du wissen möchtest, was ein gut geführtes Interview ausmacht, wie man am leichtesten die Wahrheit von jemandem erfährt und wie man Probleme unter Berücksichtigung der Top 5 Tipps für ein gutes Interview verhindern/reduzieren kann, dann möchte ich Dir gerne den folgenden Beitrag ans Herz legen.
Tipp 1: Rapport aufbauen
Für mich fängt alles damit an, meinen Interviewpartner beim Namen zu nennen. Ich selber stelle mich auch vor und frage (auch zum Abgleich der Daten) ebenfalls nach seinem Namen. Klar, den weiß ich natürlich schon, aber so zeige ich Interesse an meinem Gegenüber. In meinen Shows mache ich das übrigens auch. Wenn ich einen Zuschauer auf die Bühne hole rede ich erst einmal über die die wichtigste Person auf der Bühne. Ich rede über ihn! Das ermöglicht es mir sofort eine Beziehung zu meinen Gesprächspartnern aufzubauen. Jeder ist geschmeichelt, wenn Andere sich für ihn interessieren, oder? Sich den Nachnamen buchstabieren zu lassen ist übrigens nebenbei ein guter weiterer Baustein, um die „Nullinie“ Deines Gegenübers zu ermitteln. Näheres dazu findest Du in einem der nächsten Artikel.
Wenn es um die Suche nach der Wahrheit geht, können Interviewer zu schnell zum Kern der Sache vordringen wollen. Bleib hier erst mal cool! Der Aufbau einer Beziehung ist einer der wichtigsten Schritte, um Vertrauen aufzubauen. Unser Gesprächspartner soll sich wohl genug fühlen, um die Wahrheit zu sagen.
Nicht vergessen: Er hat ein Geheimnis und wir wollen der Freund werden, dem er es erzählt.
Tipp 2: Ungeteilte Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen zeigen
In der nächsten Stunde hat die Person, die mir gegenübersitzt, meine volle Aufmerksamkeit. So kann ich mich in sie hineinversetzen, ihre Probleme verstehen und Mitgefühl für die Situationen zeigen, in der sie sich befindet.
Ich kommuniziere dabei immer auf Augenhöhe höre zu gehe auf eventuelle Probleme ein und bin dabei nicht herablassend und behandle meinen Gesprächspartner mit dem gleichen Respekt mit dem ich auch von Anderen behandelt werden möchte.
Kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: Lenk Dich nicht selber während des Interviews ab!
Beispiele dafür sind der Versuch, wortwörtliche Notizen zu machen, sich zu viele Gedanken über die nächste Frage zu machen oder auf einen Computer oder das Handy zu schauen.
Gerade bei meinen ersten Interviews hatte ich immer Angst, dass mir irgendein Detail entgeht, wenn ich nicht wortwörtlich alles mitschreibe. Vertraue hier auf Dein Kurzzeitgedächtnis. Im Anschluss an das Interview kann man noch alles rekapitulieren und aufschreiben. Es kann passieren, dass Du trotzdem während des Interviews das Gefühl hast, dass Du etwas wichtiges notieren musst.
Zum Beispiel wenn Du später darauf zurückgreifen möchtest, um Inhalte aus Deinem Interview belegen zu können. In diesem Fall solltest Du unbedingt auf die Balance zwischen Gespräch und Notizen achten. Das schlimmste was passieren kann ist, dass Dein Interviewpartner plötzlich das Gefühl hat, dass Du Dinge über ihn notierst, die Du gegen ihn verwenden könntest. Selbst wenn das nicht der Fall ist, solltest Du dieser Situation vorgreifen. Erkläre ruhig kurz während des Interviews was und warum Du dir etwas notierst. Der einzige Grund warum Du dir etwas notierst ist um im Nachgang keine falschen Informationen zu erinnern. Ich weise an diesen Stellen immer darauf hin, dass ich einen „Kopf wie ein Sieb“ habe und manchmal Dinge vergesse. Das macht mich wieder menschlich und ist somit auch wieder für den Rapport nützlich.
Es gehört viel Mut dazu, Fehlverhalten zu melden oder mit einem Fremden offen über eigenes Fehlverhalten zu sprechen. Gebe Deinem Interviewpartner Deine volle Aufmerksamkeit und zeige Einfühlungsvermögen. Das unterstützt Dich dabei, die Wichtigkeit des Problems, das Du untersuchst, zu verdeutlichen. Es hilft nicht nur dem Befragten, offen zu sprechen, sondern ermöglicht es Dir, verbale und nonverbale Hinweise zu beobachten und im Gespräch wirklich präsent zu sein.
Tipp 3: Der Einsatz von Stille
Der Einsatz von Stille erfordert manchmal BOS (Balls of Steel ), denn so effektiv wie dieses Mittel ist, so unerträglich kann es die ersten paar Male für einen selber sein, da einem dabei 20 Sekunden eigene Stille wie 2 Minuten vorkommen können. Ich nutzte die Stille effektiv und angemessen während des Interviews. Ich habe es nicht eilig zu sprechen und lasse meinem Gesprächspartner Zeit. Nutze die Stille, um dem Gegenüber Zeit zu geben, sich zu sammeln, ein hitziges Gespräch zu entschärfen und neue Informationen zu verarbeiten. Stille animiert in den meisten Fällen Dein Gegenüber dazu zu reden, da er den Drang hat die Stille zu beenden. Lass ihn reden und freu Dich über eventuelle zusätzliche Informationen und Ansatzpunkte.
Wenn man lernt die Stille zu nutzen, kann das ein mächtiges Werkzeug für ein Interview sein.
Tipp 4: Umgang mit schwierigen Gesprächen
Du solltest Dir vor Augen halten, dass es Deine Aufgabe ist, u.a. schwierigen Fragen zu stellen und komplizierte Themen anzusprechen. Die Ausformulierung dieser Fragen solltest Du unbedingt schon im Vorfeld des Interviews erledigt haben. Du solltest Dein Bestes tun, Deinen Gesprächspartner nicht zu belehren und solltest darauf vorbereitet sein, mit Verweigerungen umzugehen. Als erfahrener Ermittler hast Du ja dazu eine entsprechende Ausbildung, z.B. wie ich zum Certified Interviewer von Wicklander-Zulawski.
Tipp 5: Freundlichkeit
Freundlichkeit und Respekt sind das A und O eines guten Interviews. Du solltest Dir stets vor Augen halten, dass man es größtenteils mit guten Menschen zu tun hat, selbst wenn sie etwas falsch gemacht haben.
Machen wir uns aber an dieser Stelle nicht selbst etwas vor: Einige dieser Typen werden Dich während des Interviews einfach ignorieren, Dich anlügen und vielleicht sogar feindselig sein. Nimm das nicht persönlich, bleib trotzdem freundlich und behandle Sie alle mit Freundlichkeit und Respekt.
Und jetzt los! Geh raus, hab Spaß und finde die Wahrheit.